Der Begriff Achtsamkeit hat sich - u.a. durch die Arbeiten von Jon Kabat-Zinn
- im Kontext von Führungstrainings weitgehend etabliert. Achtsamkeit ist mittlerweile eine Art Oberbegriff für wünschenswerte
Persönlichkeitseigenschaften, ethische Grundhaltungen und Selbstmanagement-Skills geworden (Wertschätzung, Empathie, Gelassenheit, Zuhören).
Auch für uns steht dieser Begriff Achtsamkeit für eine ganz wesentliche Grundhaltung, und wir sehen sie als Voraussetzung für
nachhaltigen Führungserfolg. Wir möchten an dieser Stelle das herausstellen, was nach unserem Verständnis der zentrale Kernpunkt von Achtsamkeit
ist.
Unser Bewusstsein ist meist damit beschäftigt, einen gegenwärtigen Zustand zu verändern. Immer, wenn wir einer Aufgabe nachgehen oder ein (Führungs-)Ziel verfolgen, ist unser
Bewusstsein fokussiert und blendet all das aus, was der Zielerreichung nicht dienlich ist. Hätten wir diese Fähigkeit nicht, wären wir gar nicht überlebensfähig. Wenn wir gerade
kein Ziel verfolgen, produziert unser Gehirn einen unablässigen assoziativen Gedankenstrom - was jeder unmittelbar nachprüfen kann. Oft sind wir gefangen im Cyberspace unseres
konditionierten Denkens.
Die meisten Menschen kennen aber auch Zustände, in denen der Gedankenstrom Zwischenräume zulässt und das konditionierte Denken immer weniger das Bewusstsein beherrscht. In diesem
Zustand öffnet sich die Wahrnehmung für all das, was in der Regel ausgeblendet wird. Wir spüren unseren Körper viel deutlicher, wir nehmen Sinneseindrücke intensiver wahr - und
unsere Empathiefähigkeit nimmt zu. Achtsamkeit ist ein Ausdruck für das Maß, in dem wir in
Kontakt mit der unmittelbaren Realität sind, in
dem wir
offen sind
für das, was gerade ist.
Der Arbeitsalltag einer Führungskraft ist aber voll und ganz auf gezielte Veränderung ausgerichtet und das Bewusstsein in aller Regel so mit Aufgaben überladen, dass es zu einer
Verengung der Wahrnehmung und des Bewusstseins kommt. Was wir wahrnehmen, ist nicht die Realität, wie sie ist, sondern ein stark
gefiltertes, eingeengtes, von Anforderungen und Zielen kanalisiertes Modell der Realität. Dabei entgehen uns aber sehr viele Aspekte, auch solche, die für uns wichtig wären.
- Die Mitarbeiter spüren dies als erste, da das erste Opfer von Stress Ihrer Führungskraft deren Empathiefähigkeit ist.
- Das nächste Opfer ist die Kreativität. Kreativität zeigt sich v.a. dann, wenn nach einer intensiven Auseinandersetzung mit einem Thema oder Problem eine Phase der Ruhe und
Bewusstseinsöffnung zugelassen wird. Gibt es diese zweite Phase nicht mehr, bleibt der Lösungsraum i.d.R. auf die altgewohnten, konditionierten Muster begrenzt.
- Die reduzierte Wahrnehmungsfähigkeit führt wiederum dazu, dass exisitierende Möglichkeiten oder Risiken gar nicht erst erkannt werden.
So sehr es also notwendig ist, Ziele zu verfolgen, diszipliniert und fokussiert zu arbeiten: Wenn wir
Zwischenräume lassen, in denen wir
unsere Wahrnehmung und unser Bewusstsein wieder für die Realität öffnen, dann werden wir letztlich effektiver handeln können.
Achtsamkeit macht
uns also realistischer. Um Achtsamkeit zu praktizieren muss man nichts glauben (eher im Gegenteil), keinen Zweck verfolgen, sondern sich von dem Wunsch leiten lassen, in
Kontakt zu kommen mit den Menschen und dem ganz realen Umfeld, in und aus dem wir leben.
Achtsamkeit ist nicht dasselbe wie Aufpassen. Achtsamkeit ist auch nicht auf einen Zweck gerichtet. Achtsamkeit ist keine Methode, ist frei von jeder Ideologie oder Glaubenslehre.
Sie ist eine grundlegende menschliche Fähigkeit, die aber in der modernen Arbeitswelt oft so stark unterdrückt wird, dass negative Effekte (s.o.) die Folge sind. Umgekehrt gilt:
Wer achtsam lebt, wird in einem umfassenden Sinn menschlicher, erlebt mehr vom Leben und er/sie wird letzliche auch effektiver und nachhaltiger führen und handeln
können.
Und was hat Achtsamkeit mit Ethik zu tun? Ethik ist die Antwort auf die Frage: Was soll der Mensch tun, wie soll er handeln? Je mehr wir in Kontakt mit der Realität sind, desto
mehr können wir unsere eigentlichen Bedürfnisse und die unserer Mitwelt wahrnehmen. Inwieweit wir diese dann tatsächlich in unserem Handeln berücksichtigen, ist noch eine zweite
Frage...
Wenn Sie für sich selbst einen Weg suchen, der Ihnen hilft, Achtsamkeit im Alltag zu praktizieren finden Sie auf folgender Webseite ein breites Spektrum an Mögli:
https://www.benediktushof-holzkirchen.de/